jansky

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schatten

Der Blätter lichtgespickter Schatten
hebst mich rauf auf einen Ast
was find ich hinter schillernd Samt
pulsiert im Hauch, wenn du mich fragst
magst du schon heim, ich bins ja schon
durch dicht gewebtes Rankenwerk
ein bisschen höher lass mich noch
die Rinde klafft, ein Flügelschlag


ich schieb die Wolken vor mich hin
und form zu Brücken ihren Dunst
wo du aufhörst und ich beginn
da lass ich fallen meinen Schutz
der Blätter lichtgespickter Schatten
ich sitz im Gras und lehn am Stamm
gedämpftes Rufen drängt zu mir
ich schau, doch ihr seid lang schon weg


ihr seid schon so lang
versteckt hinter Bäumen wo ich euch nicht finden kann
ihr spielt allein
Fangen mit Geistern, die euch nicht mehr kennen
ich kann euch dort sehen
versteckt wo damals noch Bäume warn, will ich nicht gehen

strömung

Komm
Komm lass uns rüber schwimmen
Die Strömung ist nicht stark

Durch
Durch Wogen anderer Zeiten
Wir sind uns herrlich fremd
Lass mich sein, wo ich bin


Von
Von Booten winken Leute
Du fragst nicht wer sie sind

Wenn
Wenn wir an Ufer steigen
du hängst die Kleider auf


zwei Wächter sitzen am Donaustrand
Nervös behüten sie, lösen dann
Des anderen moosverwachsene Haut
Und suchen Schnecken vom Flussbett auf
Komm
Komm lass uns rüber schwimmen
Die Strömung ist nicht stark
stark
stark

foto live karla

IMG_5718 © karla oder

tisch

der Tisch gedeckt mit stillen Bitten
im Wechselspiel von weichem Wachs
und Gläsern meine Scham zu finden
ein jedes Ding auf seinem Platz


wenn sich alles spiegelt in jedem Glas
sich verzerrt
sich verrinnt
im Gespräch, das nie beginnt
wenn sich alles spiegelt in jedem Glas
warum schaust du´s nie an?


Im Sprinklerregen spielen Kinder
Fangen und sie bauen ein Haus
ihr Vater schaut dann durch das Fenster
"kein Tropfen trifft euch, macht euch nass"


wenn sich alles spiegelt in jedem Glas
sich verzerrt
sich verrinnt
im Gespräch, das nie beginnt
warum schaust du´s nie an?

wenn sich alles spiegelt in jedem Glas
sich verzerrt
sich verrinnt
im Gespräch, das nie beginnt
warum schaust du´s nie an?

uhr

ich werde nie stehen im Meer der Menschen
ich werde nie stehen im Meer der Menschen
stetiger gang den Blick zur Uhr


mir streitig macht, die Zeit zu kennen
mir streitig macht, die Zeit zu kennen
stolpernd nach dem Kirchturm such


der Blätter lichtgespickter Schatten
hebst mich rauf auf einen Ast
was find ich hinter schillernd Samt
pulsiert im Hauch, wenn du mich fragst

vase

mein Mund ist die Vase, den Kiefer gespreizt
vertrocknete Blüte befreit sich zum Fall
sie pendelt zu Boden, den Lichtspalt zerreißt
die Splitter zieren Wände, ich schau sie zerfallen


du schreitest durch Scherben in Kreisen um mich
entkleiden dich, ziehen von den Schultern das Fließ
es löst sich im Rot und verschwimmt in der Gischt
mich dickflüssig klebend an Füßen umspielt


halt still, sagst du
halt still, sagst du
du drehst deine Augen halt still
halt
halt still, sagst du
halt still, sagst du
ich sehe wie die Vase zerbricht
halt still
halt


halt still, sagst du
halt still, sag
lass mich, sag ich
lass mich, sag ich

strauß

im Fenster hängt ein Strauß mit Blumen
schwingt im Licht der Autos ruhig
du greifst hinaus die Hand voll Farbe
tropft auf Dach und Himmel drauf

BILD 1

WhatsApp Image 2021-06-06 at 21.40.03 © anna rupp

münze

versteckt hinterm Vorhang, mit Spitzen vergilbt
davor auf dem Bahnsteig mich nur ein Gesicht
zerkratzt von der Münze aus anschaut und will
dem Spiel meiner Finger ganz plötzlich entfliehen


es bohrt und dröhnt durch zitternd Stein
bis Kanten weichen und Farbe verblasst
es bohrt und dröhnt durch zitternd Stein
bis Kanten weichen und Farbe verblasst


im Taumelfall dreht sich mal Kopf und mal Zahl
der Schlag einer Glocke nimmt mir dann die Wahl
zieht mich durch der menschenleer Häuserfront Tal
letztendlich die Münze am Bahnsteig verhallt


es bohrt und dröhnt durch zitternd Stein
bis Kanten weichen und Farbe verblasst
es bohrt und dröhnt durch zitternd Stein
bis Kanten weichen und Farbe verblasst

muster

durch manische Gesten verschlungene Muster diktieren der Blätter Orchester
das Zittern von einem ist dröhnend in vielen
das Bellen der Hunde verstummt und ich greif
und ich greif, durch die Rinde


ich möchte nur bleiben, als Teil davon gelten in Wärme der Sonne mich kleiden
Das Zittern von einem ist dröhnend in vielen
das Rufen der andern ist fern und ich bleib
und ich bleib mir ein Rätsel

references

shematic references_2

dächer

rede noch viel mehr von den Dingen, die du
ja so gerne siehst, du so gerne tust
doch lass mich hier liegen, im Schatten hier liegen
nimm deine Hände und male mich aus
versink in den Tönen von Rot und Blau
warum sollte ich gehen ists hier doch bequem
wir werden stehen auf den Dächern von Häusern
und springen und warten bis der Aufwind uns packt
im Fluge sich drehen


dich ziehts in die neue Stadt
und legst deine Augen ab
du träumst von der neuen Stadt
doch du


leg deine Finger um Fäuste und lach
ich schau auf die Uhr, die anderen ins Glas
wir sitzen schon zu lange in dieser Bar
denkst du versteht jemand, was du da sagst
im Laufe der Dinge die Ufer entlang
du wartest auf Schiffe im leeren Kanal
zu dieser Stunde die Lichter der Stadt
wir fallen uns ständig ins Wort und es passt


suchst deine Schlüssel aus der Tasche raus
wechsel die Spur, wir müssen schneller heim
versuchst nicht zu zeigen, was das alles wird
versuchst nicht zu zeigen, was das alles wird


halt still sagst du

foto leinwand

jansky_(c) johanna hajda (2) © johanna hajda

leinwand

die Leinwand gespannt in Erwartung der Farben
seit Tagen die Skizzen mit Bleistift versagen
davor steht die Puppe zur Hälfte bemalt
sie greift nach dem Tonband, denn ihr ist kalt
umwickelt in Bahnen die Schleife im Kreis
sich dreht das Gespräch das am Leinen verbleicht


die flecken am Boden ziehen Spuren in den Garten
sie klettern auf Äste verzieren die Fassade
aus wankenden Händen der Pinsel voll Farbe
dort drüben ringen zwei Gestalten und erhalten


und von oben fällt nie das, was mir fehlt
und für wen man singt, ist nicht mehr ein kind
und für wen man singt, und für wen man
und von oben fällt nie das, was mir fehlt
und für wen man singt, ist nicht mehr ein kind
und für wen man singt, und für wen man


sind all die Spiele da um zu verstehen
dass du immer von neuem anfängst, und zu sehen
dass die schönsten Gedanken im Kleinsten versteckt sind
und du weißt, und du weißt, und weißt, dass es reicht


das nach oben greift, und an Gipfeln streift
und sich dreht im Wind, doch ich halt nur still
doch ich halt nur still, doch ich halt nur
das nach oben greift, und an Gipfeln streift
und sich dreht im Wind, doch ich halt nur still
doch ich halt nur still, doch ich halt nur


er fällt auf die Steine, ja könnte nur wachsen
aus dumpfem Gemisch nur die schönsten Gedanken
bequem wäre es schon, wenn wir heut nichts mehr machen

wind

wenn du Höhe verlierst, stoß dich ab von den Dächern
der heiße Asphalt dir den Auftrieb verlängert
bleibst formlos im Flug, da der Wind dich stets knetet
gestaltlos dein Bild wenn du schwebst über den Seen


ja, du treibst mit den Vögeln pulsierst in den Böhen
so streifst an manch Gipfeln vergisst dass dein Körper
sich wendet, verzerrt ist das Spielzeug der Lüfte
der Wille zu vielem im Sog nichts zu müssen


irgendwann ziehen Städte, Laternen wie Ketten
vorbei unter Flügeln und binden die Ängste
dann doch mal zu landen den Wandel zu sehen
in Fenstern siehst du, wie der Wind trotzdem weht

wächter

zwei Wächter sitzen am Donaustrand
nervös behüten sie, und lösen dann
des anderen moosbewachsene Haut
und lösen Schnecken vom Flussbett auf


von welkem Grün freigelegt begreift
der Körper dünnwandig Stein ist weich
bis sie sich manchmal umarmen und
der Wächter Kopf aufeinander ruht


springt auf und lauft lasst nur zurück
die Spuren im Sand, sodass ihr euch find´
und lauft und lauft, lasst nur zurück
die Spurn im Sand, sodass ihr euch find´


zwei Wächter sitzen am Donaustrand
nervös behüten sie, und lösen dann
des anderen moosbewachsene Haut
und sammeln Schnecken vom Flussbett auf

credits

INSTRUMENTE

Schlagzeug 1/2/5/7/9/10/12 Markus Gruber
Geige 1/2/3/5/6/10/12 Cozy Friedel
Saxofon 2/4/5/8/10 Mojca Pecman
Gesang 1/2/4/5/8/10/12 Fabian Lehner

der Rest von Anna Rupp &
Martin Rupp

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PRODUKTION

Recording &
Mixing Martin Rupp

Mastering Dominik Hofstätter (HASN MUSIC)

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GRAFIK

Grafikdesign Stella Kucher

Cover-Foto Johanna Hajda & Leyla Serbest